Calentita

Heute wird Geschichte geschrieben!

Gibraltar wurde am 24. Mai 2013 als 54. Mitglied in der UEFA aufgenommen und ist somit das jüngste UEFA-Mitglied (kein FIFA-Mitglied!). Erstmals nimmt die gibraltarische Nationalmannschaft an der Quali zu einem großen Turnier teil. Und erstmals spielen sie gegen einen amtierenden Weltmeister!

Die Einstellung des Teams stimmt jedenfalls: sie wollen besser sein als Brasilien bei der WM! Das sagt zumindest der Feuerwehrmann im Tor. Die Einstellung der Fans stimmt ebenfalls. So machen sich (für gibraltarische Verhältnisse) wahre Horden auf den Weg nach Nürnberg. Erwartet werden 144! Das sind immerhin 0,5% der Gesamtbevölkerung! Würden bei deutschen Auswärtsspielen prozentual genauso viele Fans das Team begleiten, wären das über 400.000! Ich sage also "Hut ab!"

Ok, es könnte auch aus dem Grund historisch werden, da es eventuell der höchste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft werden könnte. Bisher steht ein 16:0 gegen Russland von 1912. Mein "persönlicher Rekord" ist das 13:0 gegen San Marino von 2006. Ich will aber einfach mal hoffen, dass das den Gibraltarern (?) erspart bleibt.

Kommen wir aber nun zum Wichtigsten: was isst man denn da in Gibraltar? Gibt es überhaupt ein Nationalgericht? Finde ich ein Rezept dazu?

Um etwaige Bedenken gleich auszuräumen: Nein, die essen dort keine Affen!

Tatsächlich gibt es ein Nationalgericht das sich "Calentita" nennt. Varianten davon gibt es zahlreiche im gesamten Mittelmeerraum (Farinata, Panelle, Socca, etc.). Der Name ist historisch recht interessant. Als die evakuierten Gibraltarer nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrten, mussten viele in zerstörten Häusern unterkommen. Daher hatten auch nur die wenigsten einen eigenen Ofen. Die Bäckereien stellten Calentita her und ließen es durch Straßenhändler verkaufen. Dabei riefen sie: "La llevo caliente, calentita! Calentita, caliente!" Grob übersetzt bedeutet das so viel wie: "Ich habe/trage heiß, Calentita! Calentita, heiß!" Wobei "caliente" = "heiß" und "calentita" = "warm". Ich hoffe, das war irgendwie verständlich...

Ansonsten wurde das Gericht vermutlich aus Genua nach Gibraltar gebracht und besteht aus sehr wenigen Zutaten. Das liegt daran, dass Gibraltar schon immer eine besondere militärische Funktion hatte und auch oft belagert wurde. Da gab es dann halt nicht viel.

Auf der Suche nach dem Rezept bin ich dennoch auf unterschiedliche Versionen getroffen. Entweder wird der Teig aus Kichererbsenmehl und Waser im Verhältnis von 1 zu 1 über 1 zu 2 bis hin zu 1 zu 4 verwendet. Und wer weiß, dass ich auf Kriegsfuß mit Teigen und Backen stehe, der kann sich denken, wie erfreut ich über sowas bin!

Ich entscheide mich für die Zutaten (ca. 4 Portionen) von einer gibraltarischen Rezepte-Webseite:

250 g Kichererbsenmehl (gibt es bei Alnatura, natürlich,...)
850 ml Wasser
350 ml Olivenöl
Salz
Pfeffer

Ach ja, ich habe keine Hinweise gefunden, ob man in Gibraltar irgendeine typische Beilage dazu isst. Scheinbar nicht. Bei Varianten des Gerichts hieß es allerdings, man könnte einen Tomatensalat und Yofu (-> Rezept) dazu essen oder man legt den "Pfannkuchen" auf ein Baguette, das man vorher mit einer scharfen Tomaten-Paprika-Creme bestreicht.

(Das Bild der gibraltarischen Nationalmannschaft ist von InfoGibraltar bei Wikipedia lizenziert unter cc creative commons.)

Die Übersicht der Zutaten (von Links nach
Rechts) für Yofu, den Tomatensalat und Calentita. Viel ist es nicht...

Dann nehmen wir mal 250 g Kichererbsenmehl und würzen mit Salz und Pfeffer.

850 ml Wasser auf grade mal 250 g Mehl ist natürlich sehr viel. Eine recht flüssige Angelegenheit. Aber gut, lassen wir es mal 3 Stunden stehen.

Nach 3 Stunden hat sich an der Oberfläche das Wasser abgesetzt.

Noch mal kräftig umrühren. Immernoch sehr flüssig.

In eine mit Olivenöl bestrichene und vorgewärmte Auflaufform geben und eine Stunde bei 225°C in den Ofen stellen.

Ich bin positiv überrascht, dass aus dem flüssigen Teig tatsächlich was geworden ist.

Hier das fertige Gericht mit dem Tomatensalat und Yofu. Muss aber leider sagen, dass der Calentita doch recht trocken und etwas fad ist. Ok, was will man von einem Gericht erwarten, das eigentlich nur aus Mehl und Wasser besteht? Mit den Beilagen aber doch eine recht leckere Kombination (Bewertet wird nur der Calentita).

Wertung: 3,5/10 Punkten
Zeitaufwand: 4 h, 5 Min (5 Minuten Zubereitung, 3 Stunden stehen lassen, 1 Stunde backen)
Preis/Person: 0,50€

Calentita
Kirchererbsen Wasser
Südeuropa
EM-Quali