Locro
F I N A L E !!!
Endlich bekommt auch meine Generation die realistische Gelegenheit, einen großen Titelgewinn feiern zu dürfen. An die WM 1990 erinnere ich mich nur sporadisch. Die EM 96 ist da schon präsenter. So richtig angefangen, mit Kumpels Fußball zu gucken, habe ich allerdings erst 1998. Tja, und bis heute sind 18 titellose Jahre vergangen. Auch wenn wir 2002 und 2008 immerhin im Finale standen - allzu großen Chancen hatte ich mir da nicht ausgerechnet. Heute ist das anders. Heute hat meine Generation endlich die Chance, das zu erleben, was unsere Väter und Großväter vor uns bereits erleben durften! Vorausgesetzt dass auch heute wieder ein kleiner Argentinier weinen muss...
Ok, Argentinien also. Da denkt man natürlich gleich an Rindfleisch. Sicherlich wäre das wohl auch erste Wahl, wenn es nur nicht so teuer wäre. Außerdem traue ich es mir nicht zu, für 6 oder 8 Leute Rindersteaks in meiner Küche mit nur einer Pfanne zuzubereiten. Hätte ich einen offenen und großen Grill, wäre das sicherlich was anderes. Aber es wird dort doch auch sicherlich noch andere Gerichte als Steaks und Filets geben. Was essen denn die "einfachen" Leute?
Empanadas zum Beispiel. Das sind gefüllte Teigtaschen, bei denen die Füllung stark variieren kann: Hackfleisch, Schinken, Käse, Gemüse, etc. Klingt zwar lecker, aber die brasilianische Version hatten wir bereits im Halbfinale. Wobei ich grade deshalb versucht bin, genau die gleichen noch mal zu machen. Aus Angst vor dem Fluch, der mich und die deutsche Nationalmannschaft durch diesen Frevel treffen könnte, suche ich lieber nach etwas anderm (erwähnte ich schon, dass ich überhaupt nicht abergläubig bin?).
Wiki klärt mich darüber auf, dass auch Eintöpfe in Argentinien sehr beliebt sind. Einer davon ist der „Locro“. Sieht auf den Bildern schon mal sehr lecker aus. Und Rindfleisch ist auch genügend drin, so dass der Punkt dann immerhin doch noch erfüllt wäre. Locro isst man in Argentinien traditionell an den Nationalfeiertagen. Ein WM-Finale sollte nicht nur in dem Land den gleichen Stellenwert haben. Passt also.
Bei der Rezeptsuche wird es nicht ganz leicht. Da man den Eintopf auch in anderen Anden-Ländern kennt, findet man häufig Rezepte aus Ecuador oder Peru. Hat man dann ein Rezept aus Argentinien gefunden, lässt mich die Zutatenliste teilweise arg zögern. Oftmals findet man dort frischen Rindermagen (Kuttel) oder Schweinefüße. Ich bin ja, was Essen angeht, sehr probierfreudig. Aber Kutteln…? Kann mir auch gut vorstellen, dass davon der ein oder andere Mitesser nicht begeistert wäre…
Bleibe ich aber auf der Wiki-Seite, findet sich auch dort ein Rezept für Locro. Und in diesem finden sich keine außergewöhnlichen Fleischsorten. Dafür viele andere Zutaten, die so in den vorherigen Rezepten nicht auftauchten: Weißwein, Milch, Weintrauben, Pfirsiche oder Tomaten. Alles in allem klingt das nach einer sehr interessanten Zusammenstellung. Ich hoffe, dass dies auch wirklich einer typisch argentinischen Zubereitungsvariante entspricht.
Allein das Einkaufen gestaltete sich durch die vielen verschiedenen Zutaten schon recht interessant. Aber, wie heißt es in dem Werbespruch von real noch gleich? "Ein Mal hin - alles drin". Bis auf Kürbisse. Wo bekomme ich zu der Jahreszeit Kürbisse her? Der immer gut sortierte türkische Gemüseladen um die Ecke hat dann immerhin Butternut-Kürbisse. Hatte ich bisher auch noch nie in der Hand, geschweige denn, dass ich damit schon mal gekocht hätte. Ich hoffe mal, dass ich aus zwei je 400g Kürbissen die im Rezept verlangten 300g Kürbisfleisch zusammen bekomme.
Dann beginne ich mal mit dem Zubereiten...
(Das Titelbild ist von Ludovic Péron bei wikipedia lizenziert unter cc creative commons.)